Ein Bericht von Michael Link
Erst Ende Juni hatten wir zur Werkschau in unsere gewohnte Probenumgebung in Hannover-Linden eingeladen. Dabei konnten Freunde, Nachbaren, die Familie eine Momentaufnahme unserer Arbeit erhaschen. Anders als bei einem richtigen Auftritt wird man da schon mal unterbrochen, fängt was neu an, feilt am Rhythmus oder an der Melodie – alles mit Publikum. Das sieht dann gleich mal, dass Chorsingen auch beim Üben schon Spaß macht.
Nun gab es aber am Mittwoch, den 27.9.2023, endlich mal wieder ein richtiges Konzert. Und wer uns im März, ja noch im Juni gesehen hat, der mag sich die Augen (und Ohren) gerieben haben, denn wir haben Zuwachs bekommen! Neue weibliche und – oh, Wunder! – auch männliche Stimmen! Worüber wir uns natürlich freuen und jeden Tag Kerzen anzünden.
Unsere neuen Mitsängerinnen und Mitsänger hängten sich ordentlich rein, und wühlten sich teils mit Extraschichten daheim – gut, dass es die Übedateien in der Dropbox gibt – und dankenswerterweise auch mit Hilfe unseres Chorleiters Michael H. im Stimmkontor sowie vor der offiziellen Probe in unsere Stücke ein.
Wir kamen gut rein in die Proben, jede Woche motivierte ein Appell, doch bitte zur Probe zu kommen, auch wenn Umzüge, Dienstreisen, Krankheiten und andere Misslichkeiten – etwa ein Urlaub – das zu torpedieren versuchten.
Der Termin des Konzertes “Close to you” kam näher. Plötzlich war es Ende September und wir hatten ein Programm, das aus sieben Stücken bestand. Plus drei Solostücke von einzelnen Mitgliedern. Dazu sollten noch Nick und Michael etwas singen.
Die letzte Probe offenbarte, dass wir mittlerweile sogar so viele sind, dass wir kaum noch auf die Bühne passten. Mit ein paar mitgebrachten Schnüren banden wir am Auftrittstag die Vorhänge zur Seite, wir bauten noch Podeste, bestuhlten noch schnell alles, kümmerten uns um Nebensächlichkeiten wie saubere Waschräume und den Empfang unserer Besucherinnen und Besucher. Der durch böswillig verzögernde Verkehrsverhältnisse mit hängender Zunge herbeigeeilte Pianist Nick brauchte noch ein paar Trocknungsmittel, warf sich dann in sein schickes Sportsakko und dann mit der ihm eigenen Inbrunst auf die schwarzen und weißen Tasten.
Nach gefühlt nur mikrosekundenlanger Ansprache unseres geschätzten Chorleiters Michael H. ging es auch schon los. “Evening Rise” verlangte von uns beiden (!) Tenören nicht viel Text: Nur ein “Uh”. Das dafür aber über acht Takte und insgesamt sieben Mal. Danach durchatmen.
Lateinamerikanisch ging es mit “Un poquito cantas” weiter. Das rummste ordentlich und die stimmlichen Akzente der Altstimmen (“Hey!”) haben wohl nicht nur uns Spaß gemacht. Unsere “Molly Malone” lief wie auf Schienen – wer weiß, wie lange wir daran geübt haben, bis wir das hinbekommen haben, wird ermessen können, wie zufrieden wir damit sein können. Mit einem finnischen Lied, das eigenartigerweise “Kehrst du bald zurück?” heißt, obwohl es immer nur heißt “Kommst du bald zurück?” brachten wir eine Portion Rührseligkeit unters Publikum. Dabei sangen Mariel und Michael L. auch Soli.
Apropos Soli. Christina, Ellen und Michael L. durften auch jeweils für ein Stück allein ran. Ich kann nur für mich sprechen, aber da ich noch niemals zuvor mit Gitarre etwas vor Publikum gesungen hatte, bin ich besonders dankbar dafür, wie toll unser Publikum das aufgenommen hat. Ich war besonders gerührt, weil auch bei Christina und Ellen Leute im Publikum sich Tränchen aus den Augen wischen mussten. Musik wirkt.
Zum Runterkommen sangen wir noch den Motto-Song des Abends: “Close to you”. Die Gospel-Ballade bringt das Chorgefühl wunderbar zusammen: Stimmlagen, die einzeln miteinander verwoben sind, die aber nur zusammen wirken können. Harmonie, die aus dem gemeinsamen Singen erst entsteht. Ein Lieblingsstück.
Die beiden Profis Nick R. und MIchael H. gaben im Anschluss ihre beiden Solostücke. Danach möchte wohl niemand mehr bei einer Party eingeladen werden, bei der Tiger eine Rolle spielen (Insiderwitz). Und dann kam wieder der Chor ins Spiel: Mit dem “Parkplatzregen” ließen wir noch mal ein originelles Lied in der Chorfassung klingen, das uns sicherlich auch noch weiter begleiten wird.
Hatten wir damit gerechnet, dass wir nun einpacken können, so hatten wir nicht damit gerechnet, dass unser fantastisches Publikum noch sehr nachdrücklich eine Zugabe forderte. Kurze Verwunderung darüber, dann noch eine Rätselei, was man denn singen sollte und dann beendeten wir das Konzert mit “Close to you”.
Und nun freuen wir uns auf unser Konzert in der Weihnachtszeit in der Kirche in Hainholz, wo wir uns im vergangenen Jahr sehr wohlfühlten und ebenfalls ein sehr freundliches Publikum hatten.